Porto

Porto wird immer beliebter. Die Zahl der Touristen, die die Stadt im Norden Portugals besuchen, steigt von Jahr zu Jahr. Besucherinnen und Besucher, die sich abseits der innerstädtischen Touristenpfade wohl fühlen, sind im «A bela Aurora» bestens aufgehoben. Massimo Villa, der das Guest House mit seiner Frau Paula führt, gibt Auskunft, was man in der Stadt anschauen sollte.

www.abelaaurora.com

Massimo – was ist dein Lieblingsort in Porto?

Es gibt keinen speziellen, doch ich gehe immer wieder gerne ans Meer. Der Atlantik ist nicht weit vom Zentrum entfernt. Mit dem Auto ist die Küste in zehn Minuten erreichbar, allerdings sind noch zwanzig Minuten miteinzurechnen, da die Suche nach einem freien Parkplatz das doppelte an Zeit beansprucht. Die Lage von Porto ist wirklich einmalig. Die Stadt liegt am Meer, doch die Küste und das Wasser müssen entdeckt werden.

Deine Frau ist Fotografin und hat ein Faible für Farben. Was für eine Farbe gibst du der Stadt?

Im Winter gebe ich ihr ein Grau. Kein allzu dunkles, denn auch der Winter hat seinen Charme. Weil sich die Wetterlage sehr schnell ändert, zeigt sie sich, auch im Winter immer wieder von der sonnigen, fröhlichen und heiteren Seite. Wenn es dann auf einmal regnet, kippt die Stimmung. Dann offenbart sie die etwas melancholischere Seite.

Und im Sommer?

Dann gebe ich ihr ein Blau. Meine Lieblingsfarbe, denn sie erinnert nicht nur an meine Heimat, sondern auch an die Trikots der italienischen Fussball-Nationalmannschaft, die im 1982 den Weltmeistertitel gewonnen hat.

Wie hast du die Stadt entdeckt?

Paula, meine Frau, ist hier geboren und aufgewachsen. Deshalb kannte ich die Stadt von den vielen Besuchen bei Verwandten und Freunden. Die Stadt hat sich in den letzten zehn Jahren unglaublich gewandelt.

Inwiefern?

Vor zehn Jahren war es eine Geisterstadt, es gab kaum Leben, alles war fast wie ausgestorben und die Häuser verfallen und heruntergekommen. Das war das Bild, das die Innenstadt prägte. Der aufkommende Tourismus hat die Stadt wiederbelebt.

Doch der Tourismus ist auch in Verruf gekommen?

Natürlich hat der Tourismus auch seine Schattenseiten. Es gibt kritische Stimmen, die sagen, dass Einheimische aufgrund der steigenden Preisen der Immobilien vom Stadtzentrum verdrängt werden. Das möchte ich nicht ausschliessen. Doch meiner Meinung liegt der Grund nicht im Tourismus, sondern geht auf ein altes Gesetz zurück, das die Mieter stark schützte und nun gelockert wurde. Mit einer Mietobergrenze von 30 Euro im Monat, hatte kein Immobilienbesitzer das nötige Geld, um die Erneuerungen und Sanierungen zu finanzieren. Vor kurzem las ich in der Zeitung, dass sich ein Unternehmer beklagt hatte, dass sie ihm die Ladenmiete in der Haupteinkaufsstrasse Rua da Flores auf 800 Euro erhöht haben. Bis Ende Dezember 2017 bezahlte er 80 Euro.

Du bist Mailänder. Seit wann lebst du in Porto?

In Porto selber seit rund eineinhalb Jahre, doch in Portugal seit über zwanzig. Die ersten sechs oder sieben Jahre in Vila Nova de Milfontes, ein Örtchen am Meer, dann haben Paula und ich geheiratet und wohnten fortan in Odemira, eine Kleinstadt im Landesinnern.

Tönt nach einem Nomadenleben?

In der Tat. Wir beide sind freiberuflich tätig, deshalb waren wir nicht an einen Ort gebunden. Paula als Fotografin, und ich als Leiter eines Radiosenders für Musik und Literatur. Es gefiel uns sehr, immer wieder den Wohnort zu wechseln, denn es verlieh uns einen Hauch Freiheit. Mit dem Älterwerden ändern sich die Prioritäten. Übrigens haben wir in Odemira eine eigene Käserei betrieben.

Wie lief es mit der Käserei?

Sehr gut. Ganz zur eigenen Überraschung, denn wir hatten weder Begabung noch Erfahrung. Wir produzierten und verkauften ausschliesslich Ziegenkäse.

Um dann ein sehr schmuckes Guest House in Porto zu eröffnen?

Auf das Haus sind wir zufällig gestossen. Wie so oft im Leben. Das Haus war zwar von Ingenieuren belegt, doch in einem sehr desolaten Zustand. Die Sanierungsarbeiten dauerten fast ein ganzes Jahr, bis wir das Guest House im November 2017 eröffnet haben.

Drei Orte, die man in Porto gesehen haben muss?

Ich mache drei kulturelle Vorschläge. Das Museum Serralves erwähne ich als ersten Tip. Das Museum zeigt immer wieder sehr gute Ausstellung, und wenn man nicht ins Museum will, lädt ein wunderschön angelegter Park zum Verweilen ein. Dann lohnt sich ein Besuch im Casa da Musica. Architektonisch wie auch musikalisch. Das Haus hat drei Orchester: das Sinfonieorchester, das Barock-Orchester und das Remix Ensemble. Zum Schluss noch das Zentrum für portugiesische Fotografie. Darf ich noch einen vierten Vorschlag machen?

Nur zu.

Die Buchhandlung «Lello» in der Rua das Carmelitas. Ein Besuch in einer der schönsten Buchhandlungen der Welt lohnt sich auf jeden Fall. Man müsste sie in der Nacht besuchen können, denn tagsüber ist sie immer sehr gut besucht. Doch leider kann man sie nie ganz für sich allein haben.

 


Der originaltext finden Sie auf den Blog von Paolo D’Avino:
https://www.wortsinn.ch/new-blog/2018/10/7/porto

Paolo D’Avino, geboren in Mailand, studierte Journalismus in Zürich. Seit 2004 arbeitet er als freischaffender Journalist, unter anderem für Reisereportagen für das SWISS Magazine und das Bordmagazin der Fluggesellschaft Helvetic.

In der Rubrik „Carte blanche“ kommen regelmässig Gastautoren zu Wort. Mit kurzen Geschichten und bunten Bildern ergänzen sie in perfekter Weise meinen Blog.

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